Der Morgen startete sehr sonnig und wir haben den Tag ganz in Ruhe angehen lassen. Erster Programmpunkt eines Azorenmorgens ist das Frühstück mit einem frischen Obstsalat. Die regionalen Ananas sind hier wirklich der Hit! Ich habe auch schon ganz frische, reife und leckere Ananas z.B. in Sri Lanka gegessen, aber für eine Azorenananas würde ich sie jederzeit stehenlassen.

Im letzten Jahr haben wir uns auf einer Bioplantage erklären lassen, mit welchem Arbeitsaufwand die Ananas, die hier nicht heimisch ist, angebaut wird. Extrem viele Handgriffe sind nötig, damit die Frucht zur Reife gelangt. Der Geschmack ist wirklich einzigartig. Sehr süß, aromatisch und das Fruchtfleisch ist relativ weich, so daß sich z.B. der Mittelstrunk problemlos mitessen lässt.

Den Vormittag haben wir dann einfach mal nichts gemacht, d.h. ich habe etwas am Blog probiert und Benjamin hat im Whirlpool angefangen, Schwimmhäute auszubilden. Gegen Mittag sind wir dann an die Nordküste von Pico aufgebrochen, die wir bei unserem letzten Besuch vor zwei Jahren etwas vernachlässigt haben.

Unsere Vermieterin hatte uns den Tipp gegeben, dass es am Sonntagnachmittag auf dem Dorfplatz in São Roque einen kleinen Handwerksmarkt geben sollte. Tische aus Holzplatten auf Böcken standen um den Platz herum und überwiegend Frauen boten Produkte an, die sie selbst hergestellt hatten.

Eingelegtes Gemüse, Handarbeiten, Schmuck usw. waren für kleines Geld zu bekommen. Eine französische Lilie aus Metall an einem Lederband hatte es Benjamin sofort angetan. Eine Platzrunde später wurden 4,50 € investiert und so begleitet uns dieses Schmuckstück mit nach Hamburg.

Kurze Zeit später meinte er, er hätte da noch etwas gesehen, das sei so schräg, dass er es einfach haben müsste. Gemeint war eine weiß lackierte Weinflasche, die mit grün gefärbten Kaffeebohnen beklebt war, so daß sie aussahen wie Weintrauben. Ein aufgemalter Stiel und zwei Weinblätter rundeten den Eindruck ab. Für 5 € hat die Besitzerin uns dann dieses schräge Schmuckstück überlassen. Wo genau es in Hamburg stehen soll, wird sich noch finden.

Um die Einkäufe aus der Hand zu haben, sind wir zum Wagen zurück und haben danach noch eine kleine Runde durch den Ort gedreht. Als wir wieder am Dorfplatz ankamen, marschierte gerade eine Folkloregruppe ein. Es war witzigerweise genau die gleiche Truppe, die wir am Vorabend in São Mateus auf der anderen Seite der Insel gesehen hatten.

Wir haben uns das Treiben zuerst von Nahem und dann aus der Ferne angesehen, da Benjamin sich noch erinnern konnte, an welcher Stelle das umstehende Publikum zum Mitmachen genötigt wurde. Es fanden sich aber auch ohne uns genügend Tänzer, so dass der zweite Teil der Tänze gezeigt werden konnte.

Laden...

Unser Teil an Azorenfolklore ist für diesen Urlaub gedeckt. Aber wer weiß, in wieviele Festas wir noch hineingeraten. Entkommen kann man ihnen auf den Inseln mit ihren feierwütigen Bewohnern sicherlich nicht.

Am Abend sollte am Stadtrand von São Roque noch eine etwas modernere Festa stattfinden, auf der unsere Vermieterin Saxofon in einer Band spielte. Wir sind zum Festplatz gegangen, aber da dort gerade eine ‚Tourada à corda‘ stattfand, haben wir beschlossen, dass die Veranstaltung für uns nicht in Frage kommt.

Eine ‚Tourada à corda‘ ist eine abgemilderte Form des Stierkampfes, der hier auf den Azoren leider noch immer sehr beliebt ist. Einem Stier wird ein langes Seil an die Hörner bzw. um den Hals gebunden, das von sechs Männern gehalten wird. Andere Teilnehmer provozieren den Stier und versuchen sich dann, vor ihm in Sicherheit zu bringen. Die sechs Männer am anderen Ende des Stricks versuchen, im Ernstfall das Schlimmste zu verhindern. Das das nicht immer gelingt, zeigt das nebenstehende Video.

Im Gegensatz zum spanischen Stierkampf wird hier das Tier ‚nur‘ gequält und misshandelt, kommt aber danach wieder lebend auf die Weide.

Es gibt eben auch die Dinge, die ich an den Azoren nicht mag!