Was war das für eine Nacht! So schnell und ruhig geschlafen habe ich schon lange nicht mehr. Hier kamen wohl einige Faktoren zusammen, die mich haben selig schlummern lassen. Die Nacht zuvor war durch den Abflug um 6 Uhr extrem kurz und Reisen ist zwar positiv aufregend, aber auch anstrengend.

Morgens mit dem gleichen Rauschen des Baches aufzuwachen, das mich zuvor in den Schlaf gesungen hat, war unglaublich schön. Die Wolke, die sich gestern bereits über uns abregnete, war noch immer da, aber die Tropfen waren einem leichten Niesel gewichen. Trotzdem war an ein Frühstück vor der Tür nicht zu denken.

Benjamin hatte schon zwei Becher mit dampfendem Schwarztee von den Azoren aufgesetzt, der mich in die Küche lockte. Am Vortag hatten wir auf dem Weg zum Haus kurz in Villa Franca do Campo gehalten, um alles für das Frühstück einzukaufen. Jetzt ging es daran, den morgendlichen Obstsalat zu schnippeln.

Frisch gestärkt und nach einem weiteren Becher Tee ging es dann daran, unsere Umgebung zu erkunden. Der Fluß neben dem Haus lässt sich nur über eine sehr steile Treppe inkl. Halteseilen erreichen. Für Benjamin kein Problem. Er war schneller unten als ich es mir vorstellen konnte. Ich halte mich mit dem Anbaden noch vornehm zurück 😉

In der Beschreibung des Hauses war von einem kleinen Steinbruch die Rede, der sich auf dem Grundstück befinden soll. Unweit davon gibt es mehrere kleine Höhlen, die Fragen bezüglich der ersten Besiedlung der Azoren aufwerfen. Auf einer Nachbarinsel wurden vergleichbare Höhlen gefunden, die den Phöniziern zugeschrieben werden. Wenn das korrekt ist, dann können sich die Portugiesen die Erstentdeckung der Inseln nicht mehr anrechnen.

Das wollten wir natürlich unbedingt sehen. Wir haben uns wanderfertig gemacht, die Kamera umgeschnallt, die Trinkflaschen gefüllt und sind dann der kleinen Levada (einem künstlichen Kanal) oberhalb des Bachlaufes gefolgt. Nach gut 150 Metern war unser Ausflug dann auch schon beendet. Der Fluß hat durch die Regenfälle der vergangenen Tage so viel Wasser, dass wir nicht hindurch kamen.

In dem kleinen Tal konnten wir vor der nächsten Biegung den Steinbruch erkennen, der ganz in der Nähe der Höhlen liegt. Von den Höhlen könnten wir aber aufgrund der Entfernung nichts erkennen. Erst später haben wir von unserem Vermieter erfahren, dass wir überhaupt nicht durch den Fluß hätten gehen müssen. Verdeckt durch dichte Ingwerpflanzen führt ein kleiner Pfad auf unserer Flußseite den Berg hoch und in Richtung der Höhlen. Mit dem Wissen werden wir einen neuen Anlauf machen!

So sind wird den Weg wieder zurück zum Haus gegangen, haben uns aus unseren Wanderklamotten geschält und sind aufgebrochen, den Programmpunkt nachzuholen, der eigentlich am Abend zuvor anstand. In unserem Lieblingsort Furnas gibt es ein kleines Restaurant, das wir bereits während unserer zweiten Azorenreise kennen- und liebesgelernt haben.

Das Summer Breeze war da gerade von der Tochter des ehemaligen Wirtes und ihrem Freund übernommen worden. Beide bemühten sich sehr um ihre Gäste, aber so richtig voll haben wir den Laden damals nie erlebt. Häufig stellten wir beide den Großteil der Gäste und so kamen wir mit den beiden ins Gespräch.

Da es keine wirklich ausgewiesen vegetarischen oder veganer Gerichte auf der Karte gab, hielten wir uns immer an den großen Salatteller und die Pommes. Nach kurzer Zeit wandelten sich die Bestandteile jeden Abend. Daniela, die Inhaberin meinte zu uns, wir könnten doch nicht jeden Abend das Gleiche essen und sie würde sich jetzt einfach jeden Abend etwas Neues überlegen, damit es nicht langweilig wird.

So wurde das Summer Breeze zu einem festen Anlaufpunkt einer jeden Azorenreise. 2016 haben Daniela und Sergio uns dann erzählt, dass sie das Restaurant verpachten werden. Das junge Paar hatte kaum noch Zeit für sich und lebte nur für und eigentlich auch im Restaurant. Über Facebook hielten wir locker Kontakt und als wir 2017 wieder in Furnas waren, haben wir den neuen Pächtern eine Chance gegeben. Leider war weder das Essen noch der Service auch nur im Ansatz mit dem alten Summer Breeze zu vergleichen, so dass uns ein Abend gereicht hat.

Anfang des Jahre erreichte uns von den beiden dann die Nachricht, dass sie den Pachtvertrag gekündigt hätten und in Kürze das Restaurant wieder selbst übernehmen werden! Also stand bereits bei Planung der diesjährigen Reise fest, wo wir das erste Abendbrot essen werden.

Da die Wanderung nun etwas kürzer als geplant ausgefallen war, haben wir bereits am Nachmittag in Furnas die Tür zum Summer Breeze geöffnet. D die Terrasse bereits voll belegt war, wollten wir uns in den Gastraum setzen. Was für ein Anblick – jeder Tisch war belegt! Die beiden begrüßten uns und Sergio meinte, wir müssten noch einen kleinen Moment warten, dann würde ein Tisch für uns frei werden.

Gesagt, getan, und kurze Zeit später saßen wir an einem der Ecktische Sergio reichte uns die Karte und seine erste Frage war „Du bist immer noch Vegetarier und Du Veganer? Wir haben jetzt verschiedene, vegetarische Burger! Für Veganer gibt es leider nur Salat.“ Da ich mir ungefähr vorstellen konnte, wie der Salat aussehen würde, lief mir schon das Wasser im Mund zusammen.

Als wir unser Essen dann auf dem Tisch hatten, war wirklich alles wie früher 🙂

Den Abend haben wir dann ganz ruhig in unserer Wassermühle verbracht, um sehr bald gut gesättigt zum Murmeln des Baches einzuschlafen.