Wie alle Azoreninseln, so ist auch Graciosa vulkanischen Ursprungs. Es finden sich nicht so viele offensichtliche Anzeichen wie z.B. in Furnas auf São Miguel, aber es gibt sie. Auf der Insel gibt es mehrere Vulkanhügel und einen Vulkan, der ausgebrochen ist und somit auch einen Krater gebildet hat. Mit knapp über 400 Meter Höhe ist dies auch gleichzeitig die höchste Erhebung der Insel.

Die Anfahrt erfolgt über das Örtchen Luz, in dem wir vor drei Jahren gewohnt hatten. Von dort aus führt eine gut ausgebaute Straße bis an den Fuß des Vulkans. Hier schraubt sie sich dann aber nicht den steilen Hang hinauf, um dann auf der Innenseite des Kraters in Serpentinen wieder herabzuführen, sondern ein Tunnel bietet einen sehr komfortablen und schnellen Zugang zum Kraterinneren.

Wie fast jeder Krater auf den Azoren ist auch die Caldeira auf Graciosa dicht bewachsen und beim Austritt aus dem Tunnel findet man sich von einer hohen grünen Wand umschlossen. Die Fahrt bis zur eigentlichen Attraktion dauert nur wenige Minuten. Auf einem kleinen Parkplatz haben wir den Mietwagen abgestellt und sind zu Fuß zum Besucherzentrum der Vulkanhöhle abgestiegen. Einem gerade gelandeten UFO ähnelnd, liegt der Neubau in Mitten des tiefen Grüns der umgebenden Vegetation.

Bei der Unterhaltung mit den Damen an der Kasse erzählten sie uns stolz, dass es eine Neuerung gäbe, die wir vor drei Jahren noch nicht gesehen haben. Es sei jetzt ein Holzsteg bis zur Quelle mit dem heißen Schlamm gebaut worden. Bei unserem letzten Besuch mussten wir noch über mehrere große Steine nach oben klettern, um einen Blick werfen zu können. Wir waren gespannt!

Nach Zahlung des Eintrittspreises von 5€ pro Person bekamen wir Informationsmaterial in Englisch ausgehändigt und wir konnten das Zentrum über eine Treppe in Richtung des Höhlenabstiegs verlassen. Vom Zentrum aus sind es keine 100 Meter bis zum eigentlichen Abstieg.

Während man sich ganz früher per Seil in die Höhle herunterlassen musste, bietet heute ein in die Öffnung gebauter Turm eine sehr komfortable Wendeltreppe an. Mit jedem Schritt des Heruntergehens wird klarer, dass man diesen Weg in kurzer Zeit in umgekehrter Richtung mit deutlich mehr Schweiß auf der Stirn wieder hinaufgehen wird.

Sobald man am Fuße der Treppe angekommen ist und sich der leichte Schwindel verschwunden ist, biete sich ein wunderschöner Anblick. Über einem geht der Blick durch einen dicht bewachsenen Vulkanschlot in den Himmel, während sich linkerhand eine riesige Höhle öffnet, die nur sehr dezent beleuchtet ist.

Über den schon erwähnten, neuen Holzsteg gelangt man in das Innere der Höhle, die nach rechts bis zu einem kleinen Kratersee hin abfällt. Dieser Bereich der Höhle ist aufgrund der hohen CO2-Konzentration nicht zugänglich und mit entsprechenden Hinweisschildern und Messstationen ausgestattet. Es gibt auch Tage an denen die Gesamtkonzentration von CO2 in der Höhle so hoch ist, dass sie für Besucher gesperrt werden muss.

Die Ausmaße der Höhe lassen sich mit dem bloßen Auge nur sehr schwer abschätzen und noch viel weniger auf Bildern wiedergeben. 

Der Aufstieg zur Schlammquelle ist durch den neuen Steg deutlich einfacher geworden. Ohne Angst abzurutschen, lässt sich der graue, langsam blubbernde Schlamm und die benachbarte hektisch dampfende heiße Quelle beobachten. An der Decke oberhalb der heißen Quelle lässt sich der Stoff erkennen, der der Höhle ihren Namen gegeben hat „Furna do Enxofre“, die Schwefelhöhle.

Auf dem Weg zurück über die Wendeltreppe nach oben war uns klar, dass wir heute nicht zum letzten Mal in dieser beeindruckenden Höhle waren.