Am Vorabend den Wecker auf 3 Uhr zu stellen ist schon ein komisches Gefühl. Das Taxi war bereits für 4:15 Uhr bestellt, so dass wir eine gute Stunde hatten, vom Schlaf- in den Urlaubsmodus  zu schalten. Die letzten Sachen wurden in die Koffer geworfen, diese dann ein letztes Mal gewogen und mit 18 bzw. 20 Kilo als in Ordnung betrachtet.

 

Das Frühstück bestand aus den letzten paar Scheiben Vollkornbrot, die wir für die nächsten drei Wochen zu Gesicht bekommen würden. Portugiesisches Brot hat für mich, vom Standpunkt eines deutschen Schwarzbrotes aus gesehen, nur am Rande etwas mit Brot zu tun. Aber es schmeckt und gehört irgendwie zum Urlaub dazu.

Am Flughafen lief alles reibungslos und erst später haben wir im Netz gelesen, dass kurz nach unserem Abflug das Chaos ausbrach, da die Gepäckbänder streikten und keine Koffer mehr vom Check-in zu den Flugzeugen befördert wurden. Unsere beiden Koffer, die uns schon seit vielen Reisen begleiten, haben es aber noch geschafft, mit uns in den Flieger zu kommen.

An Board gab es eine nette Überraschung. TAP hat anscheinend etwas Geld in die Hand genommen und neue Flugzeuge im Einsatz. Die Sitze waren optisch sehr schön geworden, leider war die Sitzfläche recht hart. Wir hatten eine Reihe am Notausgang und konnten uns somit über wenige Millimeter mehr Beinfreiheit freuen.

Pünktlich um 6:00 Uhr war dann endlich Abflug in den Urlaub!

Drei Stunden später setzte der A319 in Lissabon auf. Die weiteren drei Stunden Aufenthalt hatten wir schon im Voraus durchgeplant. Traditionell stehen zwei Punkte immer fest auf dem Ablaufplan: Pommes bei Mc Donald’s und Einkaufen bei Springfield, einer Art portugiesischem H & M. In den letzten Jahren schlichen sich diese Punkte eher zufällig in das Programm, bis sie zur Tradition erklärt wurden.

Ergänzt mit einer kleinen Runde durch die weiteren Läden am Flughafen, reicht dies aus um die Wartezeit bis zum Weiterflug nach São Miguel problemlos zu überbrücken.

Der zweite Flieger war wieder ein A319, mit der gleichen Bestuhlung wie auf dem Hinflug. Leider saßen wir nun in einer normalen Reihe, die nicht am Notausgang lag. Die Ingenieure von TAP müssen bei der Festlegung der Körpergröße, die bequem in diese Sitze passt, einen entscheidenden Kommafehler gemacht haben.

Ich habe ja schon in Fliegern von Air Berlin gelitten, aber TAP hat mit der neuen Bestuhlung den Vogel abgeschossen. Selbst mit Yogakünsten und einer gehörigen Portion Salatöl hätte ich meine Beine nicht in eine vernünftige Position vor meinen Sitz bekommen. Zum Glück war der Platz am Gang frei, so daß ich mein Laufgerät dort für zwei Stunden zwischenparken konnte.

Der Flughafen von São Miguel in Ponta Delgada empfing uns mit heiterem Wetter, Temperaturen in den Mittzwanzigern und einem leichten Wind – eben genau mit dem Wetter, das wir auf den Azoren so lieben! Der Pilot muss das gewusst haben und hat die Maschine im letzten Winkel des Flughafens abgestellt, so dass wir das Wetter auf dem Fußmarsch in Richtung Kofferbänder ausgiebig genießen konnten.

Bei der „Ziehung der Koffer“ hatten wir Glück und unsere beiden Gepäckstücke war unter den ersten Koffern, die hinter den Gummilappen am ruckelnden Band erschienen. Die Hoffnung, mit diesem Startvorteil eine Pole Position am Schalter der Autovermietung zu ergattern, zerschlug sich in dem Moment als die Türen vom der Gepäckrückgabe zur Seite glitten und den Blick auf den Schalter von Ilha Verde freigaben.

Vier Paare vor uns war schon mal nicht so schlecht, aber die zweite Gruppe von vorn entpuppte sich als die Art von Kunden, die ich in Schlangen vor mir „liebe“. Drei amerikanische Mädels hatten einen kleinen, aber wichtigen auto-kulturellen Unterschied zwischen den USA und Europa übersehen. Anscheinend wussten sie nicht so recht etwas mit dem Knüppel zwischen den beiden Vordersitzen anzufangen. Da die ganze Welt ja Automatik fährt, ist so etwas bei der Buchung des Wagens natürlich nicht mit anzugeben. Die Dame von Ilja Verde war bemüht und genervt gleichermaßen. Auf mich machte es den Anschein, dass sie Kunden dieser Art schon mehr als einmal erlebt hat. Nach langem Telefonieren, während die Schlange hinter uns immer länger wurde, hatte sie einen Wagen gefunden.

Mit der Lösung stand dann gleich das nächste Problem ins Haus. Der Wagen war aus einer Fahrzeugklasse, die deutlich oberhalb der Klasse lag, die die Mädels gebucht hatten. Nachdem sie den täglichen Aufschlag im mittleren, zweistelligen Bereich akzeptiert hatten, zogen sie mit säuerlicher Miene ab und das reguläre Geschäft am Schalter konnte weitergehen.

Der zeitliche Puffer, den uns die schnelle Kofferausgabe und die etwas vorzeitige Landung beschert hatte, war damit mehr als verflogen. Wir bekamen unseren Wagen dann sehr zügig und düsten kurz danach mit einem Ford Fiesta vom Parkplatz.

Die Vermieter unseres Hauses hatten angeboten, sich mit uns an einem leicht zu findenden Ort zu treffen, da das Haus etwas abseits liegt. Als wir uns abgestimmt hatten, hatte ich ein Zeitfenster von 15 Minuten angegeben, in dem wir an der vereinbarten Feuerwache in Lomba da Maia eintreffen sollten. Ob es nun Glück oder die Kombination aus Controller- und Deutschsein war… keine Ahnung, jedenfalls kamen wir zwei Minuten vor Ablauf der Zeit am Treffpunkt an.

Begrüßt wurden wir von der Schwester und der Mutter des Vermieters, deren altem Pick-up wir dann in das Nachbarörtchen Fenais da Ajuda folgten. Durch kleine, enge und verwinkelte Straßen ging es bis auf einen abschüssigen Sandweg, der uns direkt zu unserem Haus brachte. Das Haus kannten wir von einer Wanderung, die direkt unterhalb der Terrasse vorbeiführte. Bei der Buchung hatte Benjamin schon die Hoffnung geäußert, dass es eben genau dieses Haus sein könnte.

Es war es und der Blick auf die Küste von Lomba da Maia über Ribeira Grande bis hin zum Vulkan von Sete Cidades ist einfach atemberaubend schön. Mit diesem Blick lässt sich ein Tag wunderbar beim Frühstück beginnen und beim Abendessen während eines traumhaften Sonnenuntergangs beenden.