Zwei große Bauwerke sollte man sich in Sevilla in Ruhe aus der Nähe angesehen haben. Glücklicherweise liegen die Kathedrale und der Königliche Alcazar auch direkt nebeneinander.

Da es am Nachmittag recht schnell sehr warm wird, haben wir uns den Königlichen Alcazar auf den Vormittag gelegt und haben die Kühle der Kathedrale für den heißen Teil des Tages eingeplant.

Die Tickets für beide Bauten haben wir vorher im Internet gekauft, so dass wir uns die langen Schlangen vor dem Eingang nicht antun mussten. Das Gefühl ist etwas eigenartig, an Besuchern vorbeizugehen, die mindestens schon eine Stunde auf Einlass warten und durch einen gesonderten Eingang sofort hinzugelangen. Aber was soll’s, auch die anderen hatten die Chance, im Netz zu buchen.

Der Alcazar ist der Königspalast von Sevilla, der auch heute noch als Unterkunft für die spanische Königsfamilie dienst, sollte sie in der Stadt sein. Wie bei vielen der alten Paläste wurde das ursprüngliche Gebäude von den Mauren angelegt. Der arabische Einfluß blieb auch bestehen, als die Christen über die Stadt herrschten und den Palast erweiterten. So bietet der Komplex einen bunten Mix aus islamischen und gotischen Elementen.

Hinter dem Gebäude befinden sich die ausgedehnten Gärten des Alcazars, in dem sich zahlreiche Springbrunnen, Wasserflächen und ein kleiner Irrgarten befinden. Nicht ohne Grund haben die Location Scouts von Game of Thrones diese Anlage als die Wassergärten des Palastes von Dorne auserkoren. Wer sich einige Szenen aus der Serie anschaut, wird sehr schnell den Garten erkennen.

Im Vergleich zur Alhambra in Granda wirkt der Königliche Alcazar deutlich kleiner und ist nicht ganz so prunkvoll ausgestattet. Die Räume mit ihren Holzdecken und gekachelten Wänden sind auch wunderschön gestaltet, aber alles ist ein bis zwei Stufen zurückhaltender als beim großen Bruder in Granada.

Nach gut drei Stunden hatten wir das Meiste gesehen. Die nächste Anlaufstelle war die Straßenbahnstation an der Kathedrale. Michael, ein Mitglied aus unserer Pokémongruppe war zufällig beruflich in Sevilla und so haben wir uns für einen kleinen Snack zum Mittag verabredet. Das Essen war lecker, aber leider kam ein Pokémonkampf in der Nähe nicht zustande, da sich die lokalen Trainer es anscheinend nicht zugetraut haben, mit uns zusammen ein Regirock zu erlegen. 

Pünktlich zum Einlass in die Kathedrale haben wir uns von Michael verabschiedet und uns dann die größte gotische Kathedrale der Welt angesehen. Wie beim Alcazar zuvor, so gab auch hier für kleines Geld einen Audioguide. War die Audiotour durch den Alcazar schon nicht super spannend, so schaffte es dieser Erzähler die narkotisierende Wirkung noch weiter zu steigern. Von einem Altaraufsatz (im Guide immer als Retabel bezeichnet) ging es weiter zum nächsten. Eine Maria mit Kind folgt einem Kind mit Maria… für Nichtkirchengeschichtskenner wie mich, hielt sich die Begeisterung in Grenzen.

Der Bau an sich ist wirklich beeindruckend, aber auch verwirrend aufgeteilt. Das Hauptschiff ist aufgrund seiner Größe schon in mehrere Bereiche aufgeteilt und ich bekam den Eindruck, hier könne man problemlos eine ganze Hand voll Gottesdienste abhalten, ohne dass einer den anderen stören würde. Überall führten große Türen in Nebenräume, die aufgrund ihrer Größe bei uns bereits als ausgewachsene Kirchen durchgehen würden.

Spannend war für mich aber eine besondere Grabstätte. In dieser Kathedrale liegen die Gebeine von Christoph Columbus in einem sehr schön gestalteten Grab. Oder besser gesagt, hier liegen Teile der Gebeine von Columbus. Nach seinem Tod unternahmen seine Überreste eine kleine Weltreise, die in Sevilla begann und über Santa Domingo in der Dominikanischen Republik und Kuba wieder nach Sevilla führte. Überall war er mal begraben, wurde wieder exhumiert und reiste weiter. Dies hat dazu geführt, das gerade mal 150 Gramm von ihm am Ende in Sevilla ankamen. Wo der Rest abgeblieben ist, lässt sich wohl nicht mehr klären. Aber für nicht mal ein halbes Pfund Columbus hat man hier ein sehr prächtiges Grabmal hingestellt.

Als Abschluss für den Besuch in der Kathedrale haben wir uns den Aufstieg auf die Giralda, den Glockenturm der Kathedrale, aufbewahrt. Über 34 Ebenen steigt man langsam immer höher über die Dächer Sevillas. Ehemals war dieser Turm ein Minarett, das von den christlichen Bauherren wie der Rest der Moschee in den Bau der Kathedrale einbezogen wurde. Spannend ist, dass es beim Aufstieg keine Treppen, sondern nur Rampen gibt. Man dachte schon damals praktisch und befand, dass es deutlich angenehmer sei, den Turm mit dem Pferd hoch zu reiten, als die ganze Strecke zu Fuß zu gehen. Wir sind ohne Pferd aber gut rauf und wieder runter gekommen und haben von oben eine wunderschöne Aussicht auf Sevilla genießen können.

Nach dem Abstieg sind wir dann durch die Gassen in Richtung unserer Wohnung zurückgelaufen und haben erstmal eine ausgiebige Siesta eingelegt. Am Nachmittag heizt sich die Stadt unglaublich auf, so dass sich die Temperaturen schnell der 40-Grad-Marke nähern. Am frühen Abend wird es dann wieder etwas erträglicher, da die Sonne tiefer steht. Aber bis spät in die Nacht geben die Häuser und der Straßenbelag noch so viel Wärme ab, dass von Abkühlung nicht wirklich die Rede sein kann.

Am Abend haben wir dann dem Habanita Restaurant einen erneuten Besuch abgestattet und sind danach satt und erschöpft ins Bett gefallen.