Nachdem wir uns am Vorabend in einem kleinen Supermarkt mit allem fürs Frühstück Notwendigen ausgestattet hatten, konnten wir nach der ersten Nacht in unserem Apartment in aller Ruhe frühstücken. Um erstmal in der Stadt anzukommen, hatten wir uns für den ersten vollen Tag kein Programm zurechtgelegt. Wir wollten uns einfach durch die Straßen treiben lassen, dorthin abbiegen wo es interessant aussah und einfach die Atmosphäre der Stadt spüren.

Zunächst war da aber die Hitze, die wir gespürt haben. Ganze Straßenzüge sind mit großen Sonnensegeln ausgestattet, die zwischen den Häusern angebracht sind. So ist es zumindest möglich, nicht in der direkten Sonne zu gehen. Trotzdem staut sich die Wärme in den Gassen und nur wenig Wind bringt selten mal etwas Abkühlung. Ab und zu läßt eine offene Ladentür etwas eisige Luft aus einer Klimaanlage auf den Gehweg wehen oder die Wasservernebler der Außengastronomie bringen etwas Abkühlung.

Bereits im letzten Jahr haben wir die Wasservernebler in Granadas Restaurants schätzen gelernt. Unterhalb der Sonnenschirme bzw. Jalousien sprühen kleine Düsen einen sehr feinen Wasserschleier in Richtung der Gäste. Kaum das dieser die Haut berührt ist er bereits verschwunden und verbreitet auf diese Weise eine sehr angenehme Verdunstungskälte.

Als es um die Mittagszeit zu warm wurde, haben wir uns in die Wohnung verzogen und die Klimaanlage genossen. Die meisten Geschäfte schließen in der Woche am frühen Nachmittag und öffnen erst wieder am frühen Abend, so dass es zwischen 13 Uhr und 18 Uhr relativ ruhig auf den Strassen ist.

Die Expo 1992 hat deutliche Spuren im Stadtbild hinterlassen. Sehr moderne Strassenbahnen schleichen hier durch die Innenstadt und bilden zusammen mit den Pferdekutschen für die Touristen und den z.T. mittelalterlichen Fassaden ein recht seltsames „Gesamtkunstwerk“. Das EXPO-Gelände selbst wirkt ein wenig verlassen wie bei uns die City Nord nach Büroschluss. Unweit der Wohnung steht ein Gebilde, die so gar nicht in das Stadtbild passen will und es doch auf eigenartige Weise tut. Der Metropol Parasol ist eine Holzkonstruktion die aussieht wie mehrere gigantische, in einander verwachsene Pilze. Mit einer Höhe von 26 Metern fallen diese Pilze relativ imposant aus. Mein Urteil: Beeindruckend ja, aber hat’s die Stadt gebraucht?

Für den Abend hatten wir uns eine andere Tapasbar ausgesucht, die auch über eine größere Anzahl veganer und vegetarischer Tapas verfügen sollte. Unser Weg dahin führte uns über die Alameda de Hercules, einen langgestrickten Platz, der an beiden Seiten von jeweils zwei großen Säulen begrenzt wird. Überall auf dem Platz habe Cafés und Restaurants ihre Tische und Stühle stehen, so dass der Eindruck entsteht, man würde durch ein riesiges Restaurant gehen.

Unser Restaurant der Wahl lag etwas abseits des Platzes, war aber schnell gefunden. Draußen waren alle Plätze belegt, so dass wir uns in den Gastraum setzen wollten. Einer der Kellner machte uns darauf aufmerksam, dass leider die Klimaanlage ausgefallen sei. Bei den Temperaturen hier macht sich das auch um 22:30 Uhr durchaus bemerkbar. Er bot uns an ins benachbarte Restaurant zu gehen, dies heiße zwar anders, würde aber zu dem von uns ausgesuchten Restaurant gehören und hätte daher die gleiche Speisekarte.

Die Restaurants teilten sich aber nicht nur die Speisekarte, sie hatten die Gericht auch scheinbar auf die beiden Küchen aufgeteilt. Permanent rannten die Kellner aus dem einen Restaurant mit gefüllten Tabletts in das andere und umgekehrt. Zum Glück regnet es hier selten, das würde die Gazpacho verwässern. Sachen gibt’s…

Die Tapas waren lecker und relativ mächtige Portionen. Entsprechend genudelt haben wir dann kurz vor Mitternacht den Heimweg angetreten. Das späte, reichhaltige Essen und mein Schlafrhythmus sind noch keine wirklichen Freunde geworden. Da muss ich noch etwas den Latino in mir rauskitzeln, um in aller Ruhe ein- und durchzuschlafen 😉