Nachdem wir im letzten Jahr durch Andalusien gereist waren, wurde Anfang 2019 die Sehnsucht nach den Azoren wieder so groß, dass das Urlaubsziel für dieses Jahr schnell gefunden wurde. Jetzt ging es nur noch darum, welche der neun Inseln denn außer São Miguel dabei sein sollte. Die Hauptinsel ist alleine durch den Ort Furnas und die heißen Quellen ein fest gesetztes Reiseziel.

Die Wahl für die Zusatzinsel fiel in diesem Jahr auf Graciosa. Die kleinste Insel der Zentralgruppe hatte uns sehr gut gefallen und wir haben bestimmt dort noch nicht alle Windmühlen gesehen.

Aber zunächst stand am 10. August der Flug von Hamburg über Lissabon bis nach Ponta Delgada auf dem Programm. Ein besonderes Highlight bot der Hinflug, da uns unser Reisebüro für einige, wenige Euro extra in die Business Class buchen konnte. Für uns beide war das tatsächlich das erste Mal, dass wir uns außerhalb der Economy Class bewegen sollten. Insofern war die Spannung groß, was uns denn nun erwarten würde.

Bereits am Flughafen haben wir es genossen, nicht in der Schlange stehen zu müssen, sondern gleich an den Premiumschalter gehen zu können. Die Dame dort war gerade mit vier Surfern beschäftigt, die verwundert darüber waren, dass ihre Tickets, die explizit ohne Gepäck gebucht wurden, den Transport von vier Koffern und Surfbrettern nicht einschlossen.

Ihre Kollegin schaute nur kurz zu uns rüber, stoppte den nächsten in ihrer Schlange und zog uns vor. Seltsames Gefühl, aber kein ganz schlechtes 😉 Allein hierdurch sind uns bestimmt 20 Minuten Schlangestehen erspart geblieben.

Wir hatten bereits Sitzplatzreservierungen für die erste Reihe. Nach nur kurzer Zeit am Gate kam dann der Teil der Ansage, den wir sonst immer überhören, um auf unsere Boardingansage zu warten. Zusammen mit einer Hand voll anderer Passagiere stiefelt wir schon mal in den Flieger, konnten in aller Ruhe unser Gepäck verstauen und uns setzen, bevor dann die anderen Fluggäste kamen.

Das Essen war nur ansatzweise genießbar, da ich bei TAP online keine Option gefunden hatte, vegetarisches bzw. veganes Essen zu ordern. Die Stewardess erklärte uns, dass das auch nicht möglich sei, da das Sonder-Essen zentral aus Lissabon käme und diese Optionen nicht von jedem Flughafen aus angeboten würden. Wir haben dann ein paar Weintrauben gegessen und Brötchen gegessen.

Die drei Stunden und fünfundvierzig Minuten bis nach Lissabon vergingen aber auch ohne vollen Magen sehr schnell. Zwar hatten wir heftigen Gegenwind und hatten streckenweise den Eindruck auf einer Kopfsteinpflasterstrasse unterwegs zu sein, aber iPad raus, SpiegelOnline auf, Musik auf die Ohren und schwups, setzten wir zur Landung an.

In Lissabon haben wir dann die Option, die Lounge zu besuchen, sausen lassen und sind zum traditionellen Ablauf übergegangen, der sich seit vielen Jahren eingespielt hat. Pommes und ein Getränk bei McDonalds, T-Shirts shoppen bei Springfield und dann das Gate für den Flug nach Ponta Delgada suchen.

Diesmal glaubten wir, mit einem kleinen Wissensvorsprung ausgestattet zu sein. Teil des Premiumservices der TAP war es, uns bereits im Flieger das Gate für unseren Weiterflug zu nennen. Als wir dann im Flughafen die Anzeigetafeln mit dem Zusatz „Gates at 10:45“ sahen, nickten wir uns wissentlich zu… wussten wir doch bereits, dass es Gate 24 werden sollte.

Naja, wir hatten die Rechnung ohne die TAP gemacht. Als ich in der Schlange des Duty Free Ladens stand, brummte meine Uhr plötzlich aufgeregt, da mir die TAP mitteilte, dass unser Flieger nun von Gate 20 aus abheben sollte. Zum Glück liegen 20 und 24 relativ dicht nebeneinander, so dass es kein Problem war, trotz Eau de Toilet Kauf noch rechtzeitig vor Abflug dort zu sein.

Wir hatten am Gate sogar noch Zeit genug, einem wunderbaren Beispiel für missglückte Kommunikation zu folgen. Die Mitarbeiter von TAP waren um ein zügiges Boarding bemüht und wollten hierfür die Passagiere in drei Reihen aufteilen: Premium, vorderer Sitzbereich und hinterer Sitzbereich. Eigentlich ein Kinderspiel… wenn aber einer der Servicemitarbeiter gepennt hat und die Schilder für die drei Reihen nicht in der üblichen Reihenfolge angebracht hat, dann weht ein leichter Wind von Verwirrung durch die Halle, während die Servicemitarbeiter die Massen vom Schalter aus dirigieren, die Vorderseite der Schilder nicht sehen können und die Rückseite nicht beschriftet ist. Premium war weiterhin auch dort wo das Personal Premium vermutete. Die Schlangen für hinteren und vorderen Sitzbereiche waren aber vertauscht.

Die Passagiere waren verwirrt, folgten aber der Anweisung und so standen dann die Fluggäste aus den hinteren Reihen vor dem Schild der vorderen Reihen und umgekehrt. Als ein TAP-Mitarbeiter kurze Zeit später begann die Bordkarten zu kontrollieren, fiel das Durcheinander auf. Als er dann nach oben sah, konnte auch er sich ein Lachen nicht verkneifen. Die Schilder wurden kurzerhand umgesteckt und schon standen die richtigen Passagiere in der richtigen Schlange.

Die zwei Stunden und dreißig Minuten Flugzeit waren schnell um, denn wir freuten uns so sehr auf „unsere“ Insel. Als Abschiedsgeschenk der Premiumbehandlung kamen unsere Koffer tatsächlich auch als erstes über das Kofferband aus der Wand gerollt. Dann hatte der schicke rosa Anhänger „Priority“, den die Koffern beim Aufgaben in Hamburg bekommen hatten, doch einen Sinn gehabt.

Dieses Jahr haben wir unsere Autos nicht bei Ihla Verde, dem größten Anbieter hier auf den Azoren, gemietet, sondern bei einem der kleineren Unternehmen. Da mit unserer Maschine noch zwei weitere größere Flugzeuge gelandet waren, wuchs und wuchs die Schlange bei Ihla Verde während wir nur einen Vier mit drei Töchtern vor uns hatten. Wir ware wahrscheinlich schon längst im Supermarkt einkaufen als die letzen Passagiere aus der Schlange ihren Wagen bekommen haben.

Die Insel begrüßte uns grau und mit einem leichten Regen. Von Ponta Delgada aus ging es auf der Autobahn Richtung Osten. Der große Sol Mar in Villa Franca war das erste Ziel, das wir angesteuert haben. Ausgerüstet mit dem Notwendigsten für Abendbrot und Frühstück ging es dann weiter mit einem Zwischenstop an den heißen Quellen von Furnas bis in das Städtchen Povoaçao. Von hier aus waren es nur noch wenige Minuten mit dem Auto bis zu unserer Unterkunft.

Bei der Suche nach einer Unterkunft hatte sich Benjamin in dieses Haus „schockverliebt“. Eine alte Wassermühle, modern ausgebaut, aber eben immer noch an dem Bach, der früher die Mühle angetrieben hat. So gucken wir aus dem Schlafzimmerfenster direkt auf einen kleinen Wasserfall – romantischer geht’s kaum! Außerdem ist das Rauschen und Gurgeln unglaublich beruhigend. Die erste Nacht in einem fremden Bett ist für mich häufig anstrengend, hier nicht.